Checkliste einer Reitstunde
Dressur / Gymnastik
Beim PHYSIO-RIDING wundern sich häufig Leser unserer Bücher, dass so viel über die Arbeit vor dem Reiten (Bodenarbeit, tierphysiotherapeutische Übungen) geschrieben ist, sehr viel auch über den Sitz des Reiters, aber recht wenig über "das Reiten", also die Einwirkung des Reiters während des Reitens.
Ich möchte in diesem Blockeintrag versuchen, diesen Umstand zu erklären, indem ich eine beispielhafte Trainingseinheit als Checkliste beschreibe, wie ich sie täglich ausführe.
Vor dem Reiten:
Während des Putzens und Sattels auf
das Benehmen und die Mimik des Pferdes achten. Zeigt sich das Pferd
zu irgendeinem Zeitpunkt bei Berührung oder Anlegen der Ausrüstung
unwillig (Ohren anlegen, tänzeln, ausweichen) unbedingt beachten und
nach dem Grund forschen!
Kein Pferd hat einfach nur „keine
Lust heute“
Während der gesamten Reitstunde
gilt:
Der Reiter soll so wenig wie möglich
auf das Pferd einwirken und sich statt dessen darauf konzentrieren,
mit im Gleichgewicht mit aufgerichtetem ruhigen Oberkörper das Pferd
so wenig wie möglich zu stören.
Hilfengebung:
Die Gangart und einzelne Lektionen werden durch die vorher in der Bodenarbeit geübten Stimmenkommandos z.B.: "Schritt", "Trab", "Galopp","seit" (für seitwärts), "rück" (für rückwärts) und "Pst" (für anhalten) und durch winzige Drehung des Körpers für die Richtung der Bewegung (rechts rum, links rum) und die Stellung in den Seitengängen kommuniziert. Die Aufmunterung zu mehr Schwung ist "schnalzen", für weniger Tempo "ho"
Phase 1: Reiten am hingegebenen Zügel,
der Reiter ist passiv
Mit Phase 2 nur beginnen wenn:
1a) Das Pferd munter und fleißig
vorwärts schreitet ohne das der Reiter treibende Hilfen gibt
1b) Das Pferd sich gelassen aber
interessiert die Umgebung ansieht
1c) Das Pferd gleichmäßig in langen
Atemzügen atmet
Phase 2: Die Zügel aufnehmen und mit
Biegearbeit auf großen Linien (Zirkel, Schlangenlinien, große
Achten)beginnen
Mit Phase 3 nur beginnen, wenn:
2a) Das Pferd während des
Zügelaufnehmens nicht langsamer wird sondern weiter fleißig
schreitet
2b) Das Pferd sich nicht gegen das
Zügelaufnehmen wehrt
2c) Das Sitzgefühl des Reiters weich
und harmonisch bleibt
2d) sich das Pferd beim Zügel aus der
Hand kauen lassen gerne nach vorne dehnt ohne den
Schrittablauf zu verändern.
Phase 3: Biegearbeit vertiefen und mit
Seitengängen kombinieren
Mit Phase 4 nur beginnen, wenn:
3a) Das Pferd auch in den Biegephasen
weiter fleißig und taktrein vorwärts schreitet
3b) Das Sitzgefühl harmonisch weich
bleibt
3c) der Reiter während der
Schulterherein -Tritte das Gefühl hat, weich zur Pferdemitte hin
„ins Pferd gezogen“ zu werden.
3d) sich das Pferd beim Zügel aus der
Hand kauen lassen gerne nach vorne dehnt ohne den
Schrittablauf zu verändern.
Phase 4: Antraben bei leichter
Anlehnung auf großen gebogenen Linien mit weichen Übergängen zum
Schritt
Mit Phase 5 nur beginnen, wenn:
4a) das Pferd gerne und fleißig trabt
ohne zu eilen oder ständig getrieben werden zu müssen
4b) das Pferd schnaubt und sich
zufrieden nach vorne dehnt
4c) das Pferd leise Stimmenkommandos
zum durchparieren und antraben annimmt und reagiert ohne das
der Reiter aktiv mit Zügeln oder Schenkeln arbeitet.
4d) sich das Pferd beim Zügel aus der
Hand kauen lassen gerne nach vorne dehnt ohne den
Schrittablauf zu verändern.
Phase 5: Übergänge zwischen Schritt,
Halt, Trab mit Seitengängen und Rückwärts
Zu erreichende Ziele:
5a) ich möchte auch jetzt immer
zuverlässig von meinem Pferd fleißig nach vorne geschoben
werden. Verändert sich dieses Gefühl, bin ich nicht mehr auf dem
„gesunden Weg“
5b) Das Pferd soll aufgrund meiner
Stimmenkommandos selbstständig weich und gerne die
Übergänge ausführen ( Schritt – Trab – Schritt – Halt –
Schritt – Trab, später auch mal Schritt – Halt – Trab)
und sich dabei selbstständig und gerne mehr versammeln
5c) Das Pferd soll sich jederzeit beim
Zügel aus der Hand kauen lassen gerne nach vorwärts
abwärts dehnen ohne den
Schrittablauf zu verändern und nach einer Pause gerne wieder die
Anlehnung annehmen
5d) Bei Übergängen in angedeuteter
Schulterherein – Stellung soll das Pferd deutlich aus der
Schulter heraus wachsen und
versammelt „tanzen“. Ich möchte den Eindruck haben, dass mein
Pferd Spaß daran
hat, anzugeben.
Analyse
Wenn eine der in den einzelnen Phasen genannten Punkte nicht erreicht wird, muss der Reiter überprüfen, ob er das Pferd durch seinen Sitz gestört hat.
Trifft das nicht zu, kann er über deutliche Kommandos und viel Lob (Leckerli) die einzelnen Phasen etwas intensiver üben bis die Vorgaben für das Erarbeiten der nächst höheren Phase erreicht werden.
Damit eine Reitstunde so ablaufen kann, ist es notwendig die im PHYSIO-RIDING beschriebene Bodenarbeit intensiv zu betreiben!
Manchmal sagen Reiter zu mir: "Na ja, so ist das natürlich einfach, wenn das Pferd alles von selber macht....."
Meine Antwort: Jedes Pferd kann am Boden lernen, Lektionen selbstständig auszuführen und dann wird Reiten für jeden Reiter einfach.
In keiner Reitlehre steht geschrieben, dass Reiten nur dann gut ist, wenn es schwer für den Reiter ist, oder?
Das häufigste Problem während des Reitens ist das der Reiter seinen eigenen Körper nicht genügend diszipliniert bewegen kann.
Als ich dieses Problem erkannt habe, habe ich nach Wegen gesucht, die Reitern zu mehr Körperstabilität und Bewegungsdisziplin verhelfen und habe das Tai Chi und Qigong entdeckt.
Bitte besuchen Sie auch meinen Blog "Physio-riding & Tai chi"
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