„Wer glaubt etwas zu sein, hat
aufgehört etwas zu werden“
Sokrates
Einer der Gründe, warum ich das
Konzept PHYSIO-RIDING entwickelt habe, war die Erkenntnis aus der
Tierphysiotherapie, dass ein Pferd nur dann gesund bleiben kann, wenn
es sich während der Zusammenarbeit mit dem Menschen wohl fühlt.
Jede Art von Angst und Stress sorgt für konstante Muskelanspannung,
die gutes Reiten verhindert und das Pferd auf Dauer krank macht.
Grundlegender Bestandteil der
Ausbildung des PHYSIO-RIDING war deshalb von Anfang an die Belohnung
mit Leckerli nach der freundlichen!!! Aufforderung, eine Aufgabe zu
erfüllen. Jede Art von Zwang oder Unterdrückung sollte unbedingt
vermieden werden.
Als dann vor einigen Jahren das
„Clickertraining“ erst in der Hundeerziehung und später auch in
der Pferdeausbildung seinen Einzug fand, hat mich dieses Thema
natürlich auch sofort interessiert. Leider informierte ich mich aber
bei Leuten, die dieses Training mit „Halbwissen“ bewaffnet und
dadurch falsch ausführten, was mich doch sehr abschreckte, da die
Pferde außer einigen einfachen Kunststückchen wie beispielsweise
Ball spielen nur unangenehmes Betteln und „Leckerli fordern“
lernten und sogar frech bis aggressiv wurden.
Ich lehnte daraufhin diese
Ausbildungsmethode ab, wie viele andere auch, die gleiche Erfahrungen
gemacht hatten. Zum Glück blieb es aber nicht dabei, da ich auch
andere Leute kennen lernte, die „richtiges“ Clickertraining
praktizieren. Heute weiß ich, dass alle diese unerwünschten
Effekte nur dadurch entstanden sind, dass die ausführenden Menschen
zu wenig Fachwissen und zu wenig Übung hatten.
„Du bekommst, was Du clickst.“ sagt
Viviane Theby, (Buchautorin und Tierärztin mit Zusatzausbildung Verhaltenstherapie) und dieser Satz enthält mehr Fachwissen als so einige
Bücher, die mittlerweile zu dieser Ausbildungsmethode auf dem Markt
sind.
In der vergangenen Woche nahm ich an
einem ersten Seminar bei Viviane Theby teil, bei dem Hühner mittels
des Clickers über die positive Bestärkung trainiert werden. In
dieser Woche hatten wir auch das große Glück, Bob Bailey und
Parvene Farhoody, Pioniere und Experten der Ausbildung über
positive Bestärkung aus den USA, kennen zu lernen, die während der
Woche anwesend waren und uns einen wertvollen Einblick in ihren
großen Erfahrungsschatz gaben.
Bild links:
Dieses Huhn lernt verschiedene Formen sicher zu unterscheiden.
Bild links:
Nach nur 6 Trainingseinheiten je 1 Minute unterscheidet diese Huhn sicher vier verschiedene Farben.
Bild links:
Erinnerungsfoto mit Parvene Farhoody ( ganz links),
Bob Bailey (2. von rechts) und Viviane Theby (ganz rechts)
Vielen Dank für eine tolle Seminarwoche!
Der wichtigste Unterschied zum
„normalen“ Trainieren mit unseren Haustieren, ist der, dass
Gefühle völlig fehl am Platz sind.
Man trainiert ein Huhn, das man
persönlich nicht kennt und dem Huhn ist es vollständig egal, ob der
Mensch es mag oder nicht. Für das Huhn ist nur interessant, dass es
sich ein Korn verdienen kann, wenn es die richtige Idee für eine
Aktivität hat.
Der Mensch muss die Ausbildungsschritte
für das Huhn penibel genau planen, damit das Huhn die richtigen
Ideen hat und die Aufgabe erfüllen kann.
Der Mensch als Trainer muss sich zurück
halten und keine Bewegungen machen, die das Huhn irritieren könnten
und er muss sehr konzentriert beobachten um in den richtigen
Momenten das gewünschte Verhalten zu belohnen, was sehr schwierig
ist, da Hühner extrem schnell agieren und das Signal „Click“
also das Signal für „Ja, das ist richtig“ auf Zehntel
Sekunden genau erfolgen muss.
Stimmt alles, lernen Hühner
tatsächlich, komplizierte Aufgaben innerhalb von wenigen
Trainingsminuten zu lösen, werden aber auch frustriert und aggressiv
wenn das Timing beim Clicken nicht stimmt.
Wir Pferdeleute denken immer gerne, wir
sind „Führer“ des Pferdes, beim Clickertraining mit Hühnern
lernt man, dass man eher der Assistent und Partner eines
intelligenten Tieres ist, das sich selber in Eigeninitiative die
Aufgabe erarbeitet.
Mit der intelligenten Technik des
Clickertrainings können alle Tiere ausgebildet werden, Delfine,
Wale, Vögel, Wildtiere, Zootiere, Haustiere.... alle reagieren und
agieren gleich, man muss sich mit den einzelnen Tierarten nicht
auskennen.
Es ist also Quatsch, wenn wir Reiter
uns einbilden, nur als „Pferdemenschen“, die die Psyche und das
Verhalten des Pferdes kennen und sich besonders gut „einfühlen“
können, auch gut auszubilden, im Gegenteil, durch diese Erfahrung
mit den Hühnern bin ich eher der Meinung, dass wir es unseren
Haustieren viel schwerer machen zu lernen, da wir viel zu egoistisch
unsere eigene Gefühlswelt einbringen und die Intelligenz der Tiere
dabei maßlos unterschätzen.
Um ein Tier gut auszubilden, braucht
man ein klares Prinzip, muss sein Verhalten jederzeit sicher
kontrollieren und man braucht einen starken Charakter, um diszipliniert und nicht
Gefühls-abhängig zu agieren.
Diese neue Erfahrung, einmal mit ganz
anderen Tieren zu trainieren, war sehr aufschlussreich für mich und
wird meinen Pferden sehr nützlich sein.
Ich freue mich schon auf die nächsten
Seminare auf dem Scheuerhof und empfehle jedem Pferde- oder
Hundeausbilder die Teilnahme an den Clickermodulen mit Hühnern bei
Viviane Theby. Kontakt: www.tierakademie.de
In 2014 werde ich im Rahmen des
PHYSIO-RIDING und der AFT interaktiv Gbr meine neuen Erfahrungen
zum Thema „Trainingstechnik Positive Bestärkung“ weiter geben.
Wer Interesse an Vorträgen oder
entsprechenden Workshops hat, melde sich bitte per Email.
Empfehlenswerte Literatur:
Vivane Theby, Katja Frey, Nina
Steigerwald „Clickerfitte Pferde“ Verlag Müller-Rüschlikon
Karen Pryor „Positiv bestärken,
sanft erziehen“ Verlag Kosmos
Karen Pryor „Die Seele der Tiere
erreichen“ Verlag Kosmos