Mittwoch, 5. Juli 2017

Warum bilden wir unsere Pferde aus?


Ich bin es leid, mit Leuten über eine gute Pferdeausbildung zu diskutieren, 
die nie auf einem durchlässigen Pferd gesessen haben.

Ich bin müde, die Anatomie und Denkweise des Pferdes mit Menschen zu besprechen, 
die nicht lernen, sondern streiten wollen.

Reiter, was wollt Ihr?


Das Zusammensein mit Pferden ist seit fast 40 Jahren fester Bestandteil meines Lebens. Und wer mich und das Konzept Physio-Riding kennt, weiß, dass das Wohl des Pferdes an erster Stelle steht.

Ich kenne die „alte“ Art mit Pferden umzugehen (Ständerhaltung, kein Weidegang, Kategorischer Zwang und „Brechen“ des Pferdewillens) und beschäftige mich ausgiebig mit modernen Lehr-und Lernmethoden, wie beispielsweise dem Clickertraining (Lernen über positive Bestärkung) und lehne jede Art von Ausrüstung ab, die das Pferd in seinen Bewegungen behindert und einschränkt.

Dennoch zieht sich in meiner Brust etwas unwohl zusammen, wenn ich sehe, wie heute viele Pferdeliebhaber mit ihren Tieren umgehen, die jede Form von Gewalt, Zwang und Erziehung ablehnen.

Ich reite meine Pferde gerne mit Halsring – werde aber ganz sicher niemals mit Halsring im Gelände unterwegs sein. Ich bilde ohne Strafe nach den Grundsätzen positiver Bestärkung aus, auch die Lektion, dass ein Annehmen des Zügels „Anhalten“ bedeutet.

Meine Pferde nehmen gerne und freiwillig die Trense ins Maul, obwohl sie wissen, dass ich im „Case of emergency“ am Zügel ziehen oder fies „rucken“ würde ... Dies muss ich allerdings nur, wenn mein Pferd nicht „an den Hilfen“ steht und „durchlässig“ ist.

Viele Pferdeliebhaber empfinden diese Aussagen bereits als Teil der großen Tierquälerei des „Zwangreitens“, oftmals weil sie gar nicht wissen, was der Begriff Durchlässigkeit überhaupt aussagt.

Wenn ich meine eingezäunte Weide, meinen Reitplatz oder meine Reithalle verlasse, muss ich mein Pferd sicher leiten und anhalten können, sonst gefährde ich nicht nur mein Leben, sondern auch das meines Pferdes und fremder Menschen, sollte es zu einem schlimmen Unfall kommen.

Dressur eines Pferdes besagt, das Pferd so auszubilden, dass es zu einem zuverlässigen, kontrollierbaren Partner wird. (Turnierreiten schließe ich bei meinem Betrachtungen aus, da die Anforderungen im Leistungssport für das Tier inzwischen grundsätzlich fragwürdig geworden sind.)

Korrektes Dressurreiten mit dem Ausbildungsziel "Durchlässigkeit und Zuverlässigkeit" 
und 
Gewalt gegenüber dem Pferd
 schließen einander aus,
denn ein Pferd, das vor seinem Reiter Angst hat,  
wird nie zuverlässig bzw. durchlässig werden. 

Was Angst, Stress oder Qual bereitet, ist der Mensch, der nicht bereit ist:

-> seinen Körper fit genug für das Reiten zu machen
                    -> das notwendige Geld für qualifizierten Unterricht auszugeben
             -> sich zu wenig um fundiertes Theoriewissen zu bemühen.