Donnerstag, 27. November 2014

Ausbilden mit positiver Bestärkung - Seminarbericht

Bericht von meiner diesjährigen Teilnahme an der Fortbildung Clickertraining mit Hühnern

Nachdem ich bereits im letzten Jahr an einer Fortbildung mit Hühnern bei Viviane Theby teilgenommen hatte, (siehe meinen Bericht vom Dezember 2013: http://pr-reitpraxis.blogspot.de/2013/12/erkenntnisse-uber-die-trainingstechnik.html) besuchte ich jetzt Modul 2 auf dem Hof von Nina Steigerwald in 27305 Ochtmanien.

Warum Clickertraining?

Das Konzept PHYSIO-RIDING will Pferde gesund ausbilden. Einer der wichtigsten Erkenntnisse aus der Tierphysiotherapie für die Reiterei ist der, dass gesundes Reiten nur möglich ist, wenn die Tiere verstehen, was der Reiter möchte und selbstständig im Sinne des Reiters agieren.
Jede Art von Zwang, physisch und psychisch, erzeugt Stress. Stress erzeugt Anspannung, Anspannung erzeugt Verspannung und Verspannung erzeugt Krankheit.
Das Ausbilden über die positive Verstärkung ist ein System, dass Lernen ohne Stress möglich macht.
Leider denken viele Reiter bei Clickern und Futterbelohnung immer noch an reine Spielerei, was sehr schade ist, denn diese Ausbildungsmethode – richtig angewendet – macht nicht nur Spaß sondern ist unglaublich effektiv.

Warum Hühner?

Wer das Clickertraining richtig anwenden will, muss lernen, technisch korrekt zu arbeiten.
Das hört sich im ersten Moment simpel an, man drückt ja nur auf einen Clicker und stopft dem Tier ein Leckerli ins Maul. So probieren es viele Reiter und erhalten als Endergebnis nicht selten ein aufdringliches, Futter forderndes, Monster.

Beim guten Training über positive Bestärkung braucht man:
 - einen guten Plan
- Disziplin bei der Durchführung
- die Fähigkeit einen Plan zu ändern
- Disziplin bei der Durchführung
- Körperbeherrschung für korrektes Timing

Ein Huhn agiert und reagiert sehr schnell und vollkommen unabhängig von der Stimmung und Laune seines Ausbilders. Hühner sind deswegen die perfekten Lehrmeister für fachlich fundiertes und intelligentes Tiertraining.


Eindrücke vom Seminar

Der Hof, die Tierhaltung und die Lernatmosphäre bei Nina Steigerwald sind vorbildlich. An erster Stelle steht das Wohl der großen und kleinen Tiere.
Obwohl wir nur in einer relativ kleinen Gruppe angereist waren, profitierten wir vom Fachwissen zweiter hochqualifizierter Trainer. Beide haben an dem Buch „Clickerfitte Pferde“ mitgearbeitet.

Katja Frey ist Tierärztin, Pferdeosteopathin und Hundetrainerin. Sie unterrichtet Hühnerseminare in der Tierakademie Scheuerhof und verfügt über diverse Fortbildungen

Nina Steigerwald ist Pferdephysiotherapeutin, TOP-Trainerin mit allen 5 Hühnermodulen, fortgebildet bei Bob Bailey, Parvene Farhoody, Ken Ramirez, Alexandra Kurland und TAG-Teach.

Während der gesamten Woche herrschte eine entspannte Lernatmosphäre. Beide Dozenten wurden nicht müde, immer wieder Zusammenhänge zu erklären und bei den ausgiebigen praktischen Übungen zu helfen.

Während ich meine Hühner-Azubis durch verspätete Signale eher zum Tai Chi Tempo animierte,  entwickelten sie bei Katja Frey innerhalb von Minuten echten Speed. Besser kann man nicht lernen, wie wichtig der richtige Plan und korrektes Timing ist. 

Dieses Seminar eignet sich für alle, die zukunftsweisend, modern und artgerecht Tiere ausbilden möchten. 



Ich freue mich darauf, in Zukunft auch im Rahmen der PHYSIO-RIDING Coachausbildung Grundlagen dieser Ausbildungsmethode zu vermitteln. 

Weitere Infos:


Alle Infos zum PHYSIO-RIDING und zur Coachausbildung unter www.physio-riding.de





Freitag, 7. November 2014

Die am häufigsten gestellten Fragen zum PHYSIO-RIDING


Was ist PHYSIO-RIDING
Symbiose aus Tierphysiotherapie und Reitlehre
Das Wissen des Tierphysiotherapeuten kombiniert mit dem Wissen der Reitlehren
ergibt eine moderne Art, Reiter und Pferde gesund, harmonisch und den modernen ethischen Anforderungen entsprechend auszubilden.
Die Entwicklung des PHYSIO-RIDING begann im Jahre 1998.  Es ist das weltweit erste Konzept, dass die Erkenntnisse der Tierphysiotherapie mit den Anforderungen der Reitlehre sinnvoll verknüpft. Das PHYSIO-RIDING ist unabhängig von "Glaubensfragen". Relevant sind ausschließlich physischen und psychischen Erkenntnisse. 

Was ist das besondere am PHYSIO-RIDING in der praktischen Anwendung?
Beispiel 1Die Möglichkeiten der Tierphysiotherapie beinhalten Übungen zum Muskelaufbau, die sich sehr gut eignen, um den Rücken des Pferdes für das Tragen des Reitergewichtes vorzubereiten, die alte Reitmeister noch nicht kannten.
Beispiel 2
Muskelfunktionen kennen.
Wer die Funktionen der Bauchmuskeln des Pferdes kennt, kann die Wirkung treibender Hilfen verstehen und die Reaktionen des Pferdes besser einschätzen.
Wer die Muskeln der Beckenregion kennt, versteht Versammlung.
Wer die Muskeln des Rückens versteht, kann "im Pferd" sitzen
Beispiel 3
Beim PHYSIO-RIDING lernt der Reiter eine individuell auf sein Pferd abgestimmte Massage, die er selber regelmäßig durchführen kann, um die Leistungsfähigkeit seines Pferdes bis ins hohe Alter zu erhalten.
Beispiel 4
Der Reiter lernt die Rückenbewegungen des Pferdes mit allen beteiligten Muskeln zu verstehen und kann sich deshalb besser den Bewegungen des Pferdes anpassen und leichter fühlen, ob das Pferd im Gleichgewicht ist und Schubkraft aus der Hinterhand entwickelt.
Beispiel 5
Beim Physio-Riding übernehmen wir Trainingsmethoden aus anderen Sportarten. So bekommen Reiter-und Pferd-Paare individuelle schriftliche Trainingspläne und lernen das effektive Warm-Up vor dem Training.

Braucht man alle Bücher des PHYSIO-RIDING?
Alle im folgenden genannten Titel werden aufgeführt, wenn man bei Amazon einfach nach "PHYSIO-RIDING" sucht. 

Wir empfehlen diese Reihenfolge
1.
Buch PHYSIO-RIDING mit Sabine Bruns
In diesem Buch erklären wir grundlegende Zusammenhänge zwischen Reiter und Pferd, die jeder Leser direkt mit seinem Pferd umsetzen kann 
Hierzu passend empfehlen wir auch unser Lehrvideo „Fühl doch mal“ (Verlag Pferdia)
2.
Die Bücher „Reitanalyse, Handbuch Reiten und Trainingslexikon“ sind die offiziellen Lehrbücher des PHYSIO-RIDING Coaching.
3.
Das Buch PHYSIO-RIDING – So will das Pferd geritten werden ist ein Buch, in dem beschrieben wird, wie eine moderne Reitschule arbeiten kann, wobei die Kosten-Nutzen-Rechnung nicht zu Ungunsten der Gesundheit des Schulpferdes arbeitet.
4. 
Das Buch Massieren & mobilisieren ist ein Fachbuch für Tierphysiotherapeuten


Was macht ein PHYSIO-RIDING Coach?

Der PHYSIO-RIDING Coach begleitet den Reiter und das Pferd während der Ausbildung. Grundsätzlich erklärt der PHYSIO-RIDING Coach die Zusammenhänge, so dass der Reiter die Trainingsplanung verstehen und auch selbstständig sinnvoll mit seinem Pferd arbeiten kann.
Zu Beginn der Zusammenarbeit zwischen Reiter, Pferd und PHYSIO-RIDING Coach findet eine Bestandsaufnahme (Muskelzustand des Pferdes, Ausbildungsstand von Pferd und Reiter, Sattel usw.) statt und es werden erste Ausbildungsziele festgelegt. Die daraus resultierenden Traininigspläne beinhalten konkrete Zielsetzungen und klare Anleitungen für einzeln definierte Ausbildungsschritte.
Als wichtiges Hilfsmittel hat der PHYSIO-RIDING Coach immer eine Videokamera dabei.
Der Reiter lernt, mit seinem Pferd tierphysiotherapeutische Übungen zum Muskelaufbau zu machen, er lernt, die Kommunikation und die Versammlung mittels Bodenarbeit und Langzügelarbeit und er lernt das geschmeidige Sitzen und Kommunizieren auf dem Pferd, so dass auf harmonische und schöne Weise auch sehr anspruchsvolle Ausbildungsziele in überschaubarer Zeit erreicht werden
können. Die gesamte Zusammenarbeit zwischen Reiter und PHYSIO-RIDING Coach wird in einer Trainingsmappe protokolliert.


Wo finde ich einen PHYSIO-RIDING Coach?

Auf www.physio-riding.de findet man unter dem Button „Coaching“ eine nach Postleitzahlen eingeteilte Liste aller PHYSIO-RIDING Coache in Deutschland. Wir unterscheiden das „ac“ - „active coaching“ und das „bc“ - „backing coaching“
„Active coaching“ bedeutet, die Betreuung von Reiter und Pferd erfolgt ausschließlich nach den Inhalten der Bücher und Kurse des PHYSIO-RIDING.
„Backing coaching“ bedeutet, der Coach fügt das PHYSIO-RIDING Wissen nach eigenem Ermessen in seinen Unterricht für Reiter und Pferd mit ein.
Auf unserer Homepage ist unsere Berufsordnung und unser Leistungskatalog veröffentlicht.


Wie wird man PHYSIO-RIDING Coach?

Die Ausbildung umfasst 2 Stufen:
1.Die Basisausbildung: 
Der Teilnehmer absolviert 8 Theoriekurse ( Anatomie, Massage, Stresspunktmassage, Bewegungsübungen, Bodenarbeit mit AntiScheutraining, Langzügelarbeit, Sitz des Reiters und Angstbewältigung, Trainingsplanung) mit Skripten und Videoaufnahmen zu hause. Begleitend gibt es
ein praktisches Unterrichtsangebot, zu dem unsere Teilnehmer nach eigenem Ermessen anreisen. Nach Absolvierung der Lernkontrollaufgaben zu jedem Kurs gibt es die entsprechenden Teilnahmezertifikate.
2. Nach der erfolgreich abschlossenen Basisausbildung nimmt man an  3 Praxis – Blockunterrichten mit dazwischen liegenden Eigenarbeitsphasen teil. Abschluss der Ausbildung ist eine schrifltiche und praktische Prüfung unter Begleitung der BZT e.V. (Bundesverband für zertifizierte Tierphysiotherapie e.V.)
Nur Teilnehmer der gesamten Ausbildung erhalten die Lizenz sich PHYSIORIDING
Coach zu nennen. Jeder PHYSIO-RIDING Coach ist zur regelmäßigen Fortbildung verpflichtet. Die Lizenzgebühr beträgt 120 Euro im Jahr. Der Begriff „PHYSIO-RIDING“ ist patentrechtlich als eingetragenes Warenzeichen geschützt. (Deutsches Patent- und Markenamt)


Was kostet die Ausbildung?

Gesamte Ausbildung bei Sofortzahlung: 2000 Euro
Es gibt diverse Möglichkeiten, der Ratenzahlung oder auch flexiblenen Weiterbildung ohne Verpflichtungen. Alle Infos dazu, sowie unser Anmeldeformular sind zu finden auf www.physio-riding.de unter LERNEN


ACHTUNG SONDERAKTION JUNI 2015



Wer ist Sabine Bruns


Zusammenfassung der wichtigsten Infos zum Download:


Weitere interessante Links:




Dienstag, 12. August 2014

Wie viel „Brav“ darf ich von meinem Pferd verlangen?

Heute möchte ich mal meine Gedanken zu einem Thema loswerden, das mir in der Praxis immer wieder begegnet und vermutlich werde ich dabei einigen Lesern „auf die Füße treten“.
Bitte fühlt Euch freundschaftlich getreten. Danke!

Beispiel:
Ich komme zu einer Frau X mit einem Pferd Y.
Ich werde gerufen, weil Frau X von ihrem Pferd abgeworfen wurde, obwohl sie sich so große Mühe gegeben hat, alles richtig zu machen. Das Pferd kennt keinen Zwang oder Schmerz vom Menschen, sondern wurde mit viel Liebe modern und intelligent  ausgebildet.
Nun aber hat das Pferd gebockt oder ist durchgegangen. Es ließ sich nicht mehr anhalten und die Reiterin hat „den Boden geküsst“.

Der Tierarzt bescheinigt dem Pferd beste Gesundheit.
Der Sattel sitzt korrekt. Die Hufbearbeitung ist optimal. Die Haltung des Pferdes ist auch optimal.
Nun werde ich als Tierphysiotherapeutin gerufen, da Frau X sicher ist, dass irgendetwas nicht stimmen kann, denn sonst wäre der „Unfall“ ja nicht passiert. Ich palpiere das Pferd und schaue mir die Bewegung an.
Mein Urteil:
Ich gratuliere Frau X zu diesem wunderbaren Pferd.
Es ist intelligent, es zeigt große Lebensfreude. Es ist interessiert und offen. Ein rundherum tolles Pferd.

Frau X ist pikiert und enttäuscht.
Sie hat sich solche Mühe gegeben, ihr Pferd nur mit Liebe zu erziehen und zum Dank ist sie dann von ihm in den Sand gepfeffert worden. So ein gemeines, unfaires und undankbares Tier. Ab jetzt werden andere Seiten aufgezogen. Wenn es nur mit Liebe nicht geht, dann muss das Pferd eben auf die „harte Tour“ lernen. So ist das Leben nun mal. Da muss jetzt als erstes mal die Rangordnung geklärt werden. Wir Menschen müssen uns ja schließlich auch fügen.... usw. usw. usw.

Sehr traurig verlasse ich Frau X mit dem Pferd Y.

Was ist in Wirklichkeit passiert?
Das Pferd hat unter dem Reiter seine Lebensfreude gezeigt und seinen Instinkten entsprechend auf Reize aus der Umwelt reagiert. Die Reiterin konnte mit dieser Lebensfreude und Lebendigkeit nicht umgehen, hat sich ängstlich angespannt, wodurch sie dem Pferd schmerzhaft in den Rücken „geknallt“ ist. Das Pferd hat auf diesen Schmerz instinktiv reagiert.

Wenn ich ein gesundes, fröhliches Pferd reiten will, muss ich auch körperlich und mental bereit, sein, damit umgehen zu können. Ich klettere ja auch nicht an einer steilen Bergwand hinauf, wenn ich nicht körperlich trainiert genug bin.

Ich reite seit meiner Kindheit und vom Pferd zu fallen gehörte dazu, war eine Selbstverständlichkeit. Ein Pferd ist nun mal keine Maschine.
Im Alter von 45 Jahren hat mich eine Krankheit mit großer Operation vollständig aus dem körperlichen Gleichgewicht gerissen und ich kann deshalb sehr gut nachvollziehen, warum Reiter auf dem Pferd Angst haben.
Es ist dann aber der falsche Weg, das Pferd in die erlernte Hilflosigkeit zu zwingen. Der richtige Weg ist, entweder den eigenen Körper entsprechend zu trainieren und fit zu machen oder nicht mehr aufs Pferd zu steigen. (Man kann auch ohne zu reiten, sehr glücklich mit Pferden sein.)
Ich habe damals beschlossen, an mir zu arbeiten, um weiterhin reiten zu können und nicht die Pferde zu drillen, damit sie meine Unfähigkeit aushalten, ohne sich zu wehren.

Ich möchte meinen Pferden guten Gewissens und mit Freude in die Augen schauen, wenn sie einfach nur sie selbst sind.


Bitte besuchen Sie:


Meinen Onlinekurs für den fitten Reiter "Besser reiten mit Tai Chi, Qigong und Mentaltraining" finden Sie hier:






Donnerstag, 6. März 2014

Der große Irrtum über die aktive Hinterhand

Viele Reiter wissen, dass die Hinterhand ihres Pferdes aktiv sein muss, aber die wenigsten verstehen, was das wirklich bedeutet.
Wir unterscheiden bei der Beurteilung der Hinterhandtätigkeit drei Kriterien:
  1. der Raumgriff
  2. die Höhe der Tritte
  3. die Beckenaktivität
Wenn ein Pferd fleißig vorwärts geht, macht es große Schritte nach vorne und das Hinterbein fußt unter dem Reitergewicht. Hierdurch fällt es dem Pferd leichter, das Reitergewicht zu tragen. Das wissen die meisten Reiter und halten sich daran. Heute allerdings reicht diese Regel nicht mehr aus.

Wenn ein Pferd mit hohen Tritten unter seinen Körper tritt, wird das in der Regel als Versammlung bezeichnet. Das bedeutet klassisch ausgedrückt „die Kadenz“ erhöht sich., wodurch sich der Raumgriff verringert. Das Pferd verlagert sein Gleichgewicht mehr auf die Hinterhand. Auch diese Erklärung kennen die meisten Reiter und auch diese Erklärung ist nicht mehr uneingeschränkt zeitgemäß.

Warum?

Früher war der Körperbau der Pferde so, dass großer Raumgriff und schöne Versammlung nur unter Beteiligung des Beckens möglich waren. Heute sind die modernen Sportpferde so gezüchtet, dass beides ohne Beteiligung des Beckens möglich ist. Die Folgen sind für die Gesundheit des Pferdes katastrophal.

Bitte probiere einmal die auf dem folgenden Bild gezeigte Übung:

Wenn man das Bein so hoch anhebt und dabei nicht im Hohlkreuz die Schultern nach hinten kippen lassen will, geht das nur, wenn das Becken gekippt wird. Dabei fühlt man, wie der Rücken im Bereich der Lendenwirbelsäule in eine stabile Dehnung gezogen wird.

Genauso ist es beim Pferd, wenn es beim vorwärts treten das Becken mit bewegt.
Das Becken wird gekippt, dadurch werden die langen Muskeln entlang der Wirbelsäule gedehnt und der gesamte Rücken erhält ein hohes Maß an Stabilität, wodurch das Pferd den Reiter gut tragen kann.

In der Dressurausbildung sollte es deshalb so sein, dass das Pferd im ersten Ausbildungsabschnitt lernt, mit der Hinterhand so fleißig zu sein, dass das Becken bei jedem Schritt gut mit bewegt wird und dann in der Versammlung „schöner“ vorwärts tritt ohne dass die Beckentätigkeit aufhört. (Hierbei nimmt das Pferd dannn übrigens auch selbstständig! die schöne Halshaltung der Versammlung ein.)
Deshalb ist auch die Erhaltung des Schwungs in der Versammlung ein wesentlicher Faktor bei der Entwicklung gesunder Versammlung.

Bewegt das Pferd die Hinterhand ohne das Becken zu kippen, entwickelt sich ein Hängerücken. Beim jungen Pferd fällt das noch nicht auf, da es eine Weile dauert, bis die Wirbelsäule so kaputt ist, dass man auch von weitem das Hohlkreuz sieht. Lange Zeit sieht das Pferd gesund aus, aber die Muskeln im Rücken sind bereits viel zu weich und „schwabbelig“ und können den Reiter nicht mehr tragen. Das Gewicht lastet viel zu sehr auf den Knochen.

Oft habe ich mit Reitern zu tun, die diese Erklärung zwar hören aber nicht umsetzen können (wollen?) weil das Sitzen auf einem Pferderücken ohne Beckenbewegung sehr viel leichter ist, als auf einem Pferd mit Beckenbewegung.
Der Rücken ohne Beckenbewegung bewegt sich fast gar nicht. Oft sieht man barocke Pferd (Spanier, Friesen), die ohne Beckenbewegung beeindruckende Tritte zeigen und die Reiter schwärmen, wie toll weich und bewegungslos man sitzen kann. Auch viele Freizeitreiter kennen diese Zusammenhänge nicht und freuen sich über eine vermeintlich schöne, angenehme Rückentätigkeit ihres Pferdes. 

Das Bild oben ist Teil des Buches PHYSIO-RIDING mit Sabine Bruns (Verlag Müller Rüschlikon)



Aus- und Fortbildungsangebot für engagierte Reiter und Ausbilder im Pferdesport:

Ausbildung zum PHYSIO-RIDING® Coach
Die Ausbildung des Reitlehrers hat sich in den letzten 100 Jahren den modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die physiologischen Vorgänge im Körper zu wenig angepasst. Der PHYSIO-RIDING® Coach ist ein innovativer Reitlehrer, der über diese Kenntnisse verfügt. Basisausbildung als Fortbildung per Fernkurs möglich.Vom Bzt e.V. zertifizierte, patentrechtlich geschützte Berufsbezeichnung.
Bitte besuchen Sie www.physio-riding.de

Fortbildung „Besser reiten mit Tai Chi, Qigong und mentalem Training“
Neuer Onlinekurs ab September 2013 mit Fortbildungszertifikat des PHYSIO-RIDING®
Umfassende Informationen finden Sie unter www.reiterfitness.de

Ausbildung Tierphysiotherapie:



Dienstag, 25. Februar 2014

Tiere lernen anders – warum?

Zur Abwechslung sei mir heute ein kleiner Abstecher in die Philosophie gestattet.

  
Wir alle wissen, dass wir eines Tages sterben werden. 
Trotzdem leben wir so, als ob wir nicht sterben würden.
Das kommt, weil man uns seit vielen, vielen Generationen nichts anderes bei bringt, denn unsere gesamte Zivilisation, unser Wirtschaftssystem und sämtliche politischen Machtspiele und Kriege funktionieren nur, wenn alle Menschen mitspielen.
Wir lernen ab dem ersten Tag unseres Lebens, dass es zwar so etwas wie den Tot gibt, aber natürlich nicht in unserem eigenen Leben, deshalb müssen wir alles mögliche lernen, was später dafür sorgen soll, unseren Beitrag in diesem System der Zivilisation und des wirtschaftlichen Wachstums leisten zu können.
Kommt dann der Tot, sind wir völlig schockiert und ratlos: „Wie, der kommt auch zu mir?! Und jetzt schon?! Hätte ich das gewusst, hätte ich ja ganz anders gelebt.“
Jeder kann sich in ein stilles Eckchen setzen und mal darüber nachdenken, ob er genauso weiter machen würde, wie bisher, wenn er wüsste, dass sein Leben in vier Wochen beendet wird.

Warum schreibe ich in einem Blog, in dem es um die Ausbildung von Tieren geht, über dieses Thema?

Ein Tier ist intelligenter als ein Mensch.
Es weiß, dass das Leben endlich ist und dass der Zeitpunkt dieses Endes jederzeit sein kann.
Für ein Tier ist deshalb jede Art von Aktivität und Anstrengung für Ziele, die das Wissen um diese Endlichkeit ausschließen, völlig sinnlos.
Kein Hitler dieser Welt hätte Millionen von Tieren dazu bewegen können, Massenmorde zu begehen. So was schafft man nur mit uns dummen Menschen.
Kein Mensch könnte ein Tier dazu bewegen, sich 8 - 10 Stunden des Tages mit Stress beladen darum zu kümmern, Geld zu verdienen, das man nur braucht, um seine durch den Stress verursachten Krankheiten zu kurieren oder Sachen zu kaufen, die man zum Leben gar nicht benötigt.
Kein Tier würde je auf einen Werbespot oder eine "Mode" hereinfallen.
Auch würden Tiere sich niemals, nur weil ein Machthaber das will, für Kriege um Geld, Land oder Macht missbrauchen lassen. 
All das geht nur mit uns dummen Menschen.

Für ein Tier zählt das gute Gefühl im Moment und die Fortpflanzung und es wird seine Intelligenz nur nutzen, wenn es für die Erhaltung dieser Lebensphilosophie nützlich ist.
Ein gutes Gefühl hat das Tier, wenn es sich sicher fühlt, vermeidbaren Schmerzen ausweicht, wenn es ausreichend zu fressen hat und wenn es die Gegebenheiten des Moments zum eigenen Wohlbefinden nutzen kann. Es wird nie darüber nachdenken, warum gerade etwas so ist, wie es ist.

Viele Menschen wollen ihre Tiere ausbilden und meinen, das Tier ist weniger intelligent als der Mensch. Das ist aber nicht richtig, die Tiere sehen nur in vielen unserer Anstrengungen die Sinnlosigkeit, was uns selber durch unsere Erziehung abhanden gekommen ist.

Warum sollte ein Pferd es sinnvoll finden, in einer Turnierprüfung zu laufen?
Warum überhaupt sollte ein Pferd es sinnvoll finden, in einer rechteckigen Bahn Runde um Runde Energie zu verschwenden ohne an einem Ziel anzukommen?
Warum sollte ein Hund es sinnvoll finden, bei einem Menschen bei Fuß zu gehen?
Warum sollte ein Pferd es sinnvoll finden, über Hindernisse zu springen, obwohl man auch daran vorbei laufen kann?
Warum sollte ein Hund es sinnvoll finden, ein Rudelleben mit Menschen zu führen statt mit anderen Hunden?
Diese Liste könnte man jetzt endlos weiter führen.

Trotzdem bekommen wir unsere Tiere mehr oder weniger mühsam dazu, all diese Dinge zu tun, die eigentlich völlig unbedeutend sind.

Das Tier lebt im Moment. Und wenn das Pferd weiß, dass es dem Reiter ausgeliefert ist, wird es immer versuchen, sich mit dieser Situation zu arrangieren, um seiner Lebensphilosophie nahe zu bleiben.
Und wenn der Hund weiß, dass er dem Menschen ausgeliefert ist, wird auch er sich mit dieser Situation arrangieren, um seiner Lebensphilosophie treu zu bleiben.

Wir Menschen sollten uns eingestehen, dass unsere Hunde oder unsere Katzen in unserem Haushalt nur leben, weil wir sie füttern, nicht weil sie uns so lieben. 

Viele Menschen und ihre Tiere werden sehr unglücklich, weil der Mensch nicht versteht, dass die Weltanschauung des Tieres nicht so verblödet ist, wie unsere eigene.

Das Lernen über positive Bestärkung wie es beim Clickertraining passiert (wenn es korrekt ausgeführt wird!!!), kommt der Lebensphilosophie des Tieres, nach der es sie in der Natur leben würde, am nächsten, denn es wird nicht zu einem Ersatzkind oder Ersatzpartner degradiert sondern als selbstbewusstes Individuum akzeptiert. 
Es lernt: 
In diesem Moment kann ich meine Intelligenz nutzen, um in diesem Moment mein Ziel, Futter zu bekommen, zu erreichen und ich fühle mich dabei gut und sicher.

So lässt es sich erklären, dass gezähmte und nicht gezähmte Tiere aller möglichen verschiedenen Rassen und Arten auf der Welt mittels der positiven Bestärkung höchst erstaunliche intelligente Fähigkeiten entwickeln.
Warum wird trotz sehr vieler Beweise dieser Tatsache, diese Methode nicht viel mehr genutzt?
Warum hängen die Ausbilder von Tieren trotzdem an veralteten Systemen und längst widerlegten
Thesen zum Lernverhalten des Tieres?
Warum rümpfen Tierbesitzer die Nase und sagen: "Ich arbeite nicht mit Futterbestechung."

Vielleicht, weil wir Menschen dann zugeben müssten, dass wir die dümmeren sind....?

Eine interessante Überlegung wäre es, wie unsere Welt wohl aussehen würde, wenn wir Menschen von den Tieren lernen und unsere Intelligenz ausschließlich dafür nutzen würden, den Moment so gut wie möglich zu machen.....?   


Bitte besuchen Sie
Die Ausbildung des Pferdes aus tierphysiotherapeutischer Sichtweise

Besser reiten mit Tai Chi, Qigong und Mentaltraining

Ausbildung zum Tierphysiotherapeuten in unserer Akademie AFT interaktiv Gbr

lesen Sie hierzu auch gerne meinen Bericht zum Clickertraining mit Hühnern :
http://pr-reitpraxis.blogspot.de/2013/12/erkenntnisse-uber-die-trainingstechnik.html