Mittwoch, 28. August 2013

Folgenschwere Reiterirrtümer


„Mein Pferd biegt sich nicht, da ist ein Gelenk ausgerenkt“
Falsch. 
Wenn bei einem Pferd ein Gelenk ausgerenkt ist, wird der Reiter nicht darauf sitzen können sondern das Pferd töten lassen, da es nicht mehr stehen kann.
Wenn ein Pferd sich nicht biegt liegt das in der Regel daran, dass der Reiter es behindert.

„Mein Pferd hat Verkalkungen“
Falsch.
Es gibt Kalkablagerungen in Gewebe und es gibt Knochenzubildungen, die man auch als Überbeine bezeichnen kann.
Verkalkt wirken lediglich einige Reiter, die nicht nachdenken bevor sie auf dem Pferd handeln.

„Mein Pferd wölbt den Rücken, wenn es den Kopf nach unten streckt“
Falsch. 
Wenn sich die Halswirbelsäule senkt, wird die Brustwirbelsäule aufgewölbt.
Die Lendenwirbelsäule wird aufgewölbt, wenn das Pferd das Becken kippt.
Wenn das Pferd den ganzen Rücken aufwölbt ist das ein Bocksprung, bei dem der Reiter einen Abgang macht. Beim Dressurreiten ist das Aufwölben der Lendenwirbelsäule wichtig, um das Pferd unter dem Reiter gesund zu erhalten.

„Ich gebe während des Reitens Hilfen.“
Falsch. 
Eine Hilfe gebe ich jemanden, wenn ich ihn dabei unterstütze etwas zu tun, was derjenige gerne möchte. Ich helfe zum Beispiel einem alten Menschen die Treppe hinauf. Oder ich helfe jemanden, etwas schweres zu tragen.
Auf dem Pferd wirke ich mit meinem Körper um das Pferd dazu zu bringen, das zu tun, was ich möchte. Das ist keine Hilfe sondern Manipulation.

„Ich benutze Hilfeszügel“
Falsch. 
Alle sogenannten Hilfszügel sind Zwangszügel, denn sie zwingen das Pferd in eine Körperhaltung.


„Ein Knotenhalfter ist harmlos“
Falsch. 
Ein Knotenhalfter wirkt schärfer als eine normale Trense im Maul des Pferdes. Wer das nicht glaubt, möge bitte einmal ein Knotenhalfter über seine Hand legen (Bild unten), etwas(!) Druck ausüben und dann die Hand hin und her bewegen (Pfeil). Vorsicht, der Druckschmerz dauert nach diesem Versuch noch mindestens 30 Minuten an, die Nerven können bis in den Unterarm hinein über Stunden gereizt sein.

„Der Reiter muss die Beine immer unbeweglich halten.“
Falsch. 
Wenn der Reiter seinen Körper auf dem Pferd drehen will, um Biegungen oder Seitengänge zu reiten, müssen alle Querlinien zwischen den Gelenken immer gerade bleiben. Das geht nur, wenn die Beine sich in die Biegung mit bewegen. Presst der Reiter die Beine an und bewegt sie nicht, muss der Körper aus dem Gleichgewicht kommen. 
Das demonstrieren diese Darstellungen aus unserem Onlinekurs „Besser reiten mit Tai Chi und Qigong“:



Bild 1 – der Reiter ist im Gleichgewicht, alle Linien sind gerade
Bild 2 – Körperdrehung, die Linien von Schultern, Hüfte und Händen bleiben gerade, die Linie der Knie nicht.
Bild 3 – Der Reiter bewegt die Beine nicht, die Körperdrehung ist nur möglich, wenn die Schultern sich aus der Geraden heraus bewegen.


Aus- und Fortbildungsangebot für engagierte Reiter und Ausbilder im Pferdesport:

Ausbildung zum PHYSIO-RIDING® Coach
Die Ausbildung des Reitlehrers hat sich in den letzten 100 Jahren den modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die physiologischen Vorgänge im Körper zu wenig angepasst. Der PHYSIO-RIDING® Coach ist ein innovativer Reitlehrer, der über diese Kenntnisse verfügt. Basisausbildung als Fortbildung per Fernkurs möglich.Vom Bzt e.V. zertifizierte, patentrechtlich geschützte Berufsbezeichnung.
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Neuer Onlinekurs ab September 2013 mit Fortbildungszertifikat des PHYSIO-RIDING®
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Freitag, 2. August 2013

Die Schulter des Pferdes – was jeder Reiter wissen sollte

Die Hintergliedmaße ist über Gelenke, also knöcherne Verbindungen, sehr stabil im Becken verankert. Nur weil das so ist, kann das Pferd sein gesamtes Körpergewicht über das Becken nach vorne stemmen.

Die Vordergliedmaße soll nicht Körpergewicht nach vorne transportieren sondern das Körpergewicht auffangen, das die Hintergliedmaße nach vorne gestemmt hat.

Wenn ein Vorderbein nun 500 kg Körpergewicht auffangen soll, was mit mehr oder weniger Schwung vom Hinterbein nach vorne geworfen wurde, ist es für die Gesundheit der Gelenke der Vordergliedmaße unerlässlich, das dieses Körpergewicht weich schwingend und elastisch aufgefangen werden kann.

Das Schulterblatt (als oberes Ende der Vordergliedmaße) ist deshalb ausschließlich mittels Muskelmasse am Brustkorb „angeklebt“.

Jeder Mensch kann es an sich selber ausprobieren. Wenn man laufen will muss man jedes Bein weich und elastisch landen und den Fuß gut abrollen lassen, damit die Bewegung angenehm ist. Tritt man bei jedem Schritt laut und hart auf, entstehen Schmerzen bis in die Hüfte und Lendenwirbelsäule hinein.

Genauso kann man es sich beim Pferd vorstellen, wenn die Muskeln im Schulterbereich nicht mehr weich und elastisch sondern verkrampft oder verspannt sind. Das Auftreten wird hart und schmerzhaft.

Die Podotrochlose, die chronische Entzündung der Hufrolle, ist eine der häufigsten Krankheiten, die Pferde unreitbar machen – und sehr viele Pferde sind bereits im jugendlichen Alter betroffen.

Bereits zu Beginn meiner beruflichen Tätigkeit als Tierphysiotherapeutin vor 14 Jahren war ich erschrocken, wie viele Pferde unter massiven Verspannungen der Muskeln im Schulterbereich leiden und bei den entsprechenden Gangbildanalysen vor und nach der Tierphysiotherapie wurde sehr deutlich, wie extrem das Gangbild durch die Probleme in der Schulter verschlechtert wird.

Ich bin deshalb der Überzeugung, das Verspannungen in der Schultermuskulatur in direktem Zusammenhang zur Chronischen Hufrollenentzündung stehen.

Die Entstehung von Problemen hängt in der Regel mit diesen drei Faktoren zusammen:

  • Das Pferd hat sich unter dem Reiter abgewöhnt, mit der Hinterhand zu stemmen, die Vorhand muss das Gewicht nicht auffangen sondern nach vorne ziehen. Die Muskeln der Schulter sind überfordert und verspannen.
  • Der Reiter sitzt nicht weich genug oder der Sattel passt nicht (ersteres kommt definitiv häufiger vor), das Pferd bekommt während des Reitens Schmerzen in der Sattellage und spannt wichtige Muskeln im Schulterbereich an um sich zu schützen, wodurch Verspannungen entstehen.
  • Das Pferd hat Angst vor dem Reiter, der ihm ja buchstäblich „im Nacken“ sitzt. Es spannt aus seinem Fluchtinstinkt heraus die relevanten Muskeln im Schulterbereich an.

Der wichtigste Aspekt aber ist dieser:
Muskeln werden nur gesund ernährt, wenn sie während der Bewegung zwischen den Zuständen Anspannung – Entspannung – Dehnung im regelmäßigen Rhythmus wechseln. Im Ruhezustand werden die Muskeln ernährt weil sie entspannen.
Wenn ein Muskel über mehreren Minuten kontinuierlich anspannt, kommt zu wenig Blut mit frischen Nährstoffen in den Muskelbauch und Muskelzellen verkrampfen.
Wenn ein Pferd durch Zwangszügel, harte Handeinwirkung oder durch zu langes Reiten in Versammlung dazu gezwungen ist, die Halshaltung konstant beizubehalten, ist die Entstehung von Muskelproblemen im Schulterbereich vorprogrammiert.
Der Reiter kann das Pferd korrekt reiten und perfekt sitzen und des doch krank machen wenn er während der Trainingsphase zu wenig Pausen am hingegebenen Zügel macht, damit die Oberhals- und Schultermuskulatur entspannen und gedehnt werden kann.

Meine Empfehlung als Tierphysiotheraeputin: 
Beim jungen Pferd nie länger als 5 Minuten die konstante Halshaltung verlangen, beim erwachsenen gut bemuskelten Pferd nie länger als 10 Minuten die konstante Halshaltung verlangen.

Jeder Reiter, der diese Empfehlung von mir angenommen hat, war überrascht, wie viel leichtrittiger und williger sein Pferd bereits nach wenigen Tagen der Umstellung wurde.

Zeichen für gefährliche Muskelverspannungen im Schulterbereich können sein:
  • alle Arten von Anlehnungsproblemen
  • lautes Auffussen auf weichem Boden (Gras, Reithalle)
  • wenig Biegungsfähigkeit
  • wenig Bewegungsfreude
  • harte, stoßende - für den Reiter unangenehme- Rückenbewegungen im Trab
Für weitere Informationen besuchen Sie bitte www.physio-riding.de
Hier finden Sie auch Adressen von lizensierten PHYSIO-RIDING Coaches, die Ihnen zeigen können, wie Sie selber regelmäßig ihr Pferd massieren können, um Muskelverspannungen und Gelenkerkrankungen vorzubeugen.

Sollte Ihr Pferd bereits unter Problemen in der Hufrolle leiden, empfehle ich Ihnen, einen Tierphysiotherapeuten zu rufen. Suchen Sie sich einen qualifizierten Therapeuten, der nicht nur massiert oder Wirbelblockaden löst sondern auch über umfassende Kenntnisse aller physikalischen Therapieformen zur optimalen Behandlung der Vordergliedmaßen verfügt. In enger Zusammenarbeit mit dem behandelnden Tierarzt  kann für Schmerzfreiheit gesorgt und die Lebensfreude ihres Pferdes erhalten werden.



Viele wertvolle Informationen für Reiter bieten unser Buch und unsere DVD:

Buch "PHYSIO-RIDING mit Sabine Bruns"
Verlag Müller-Rüschlikon

Lehrfilm DVD "Fühl doch mal"
beides können sie bestellen bei: Verlag www.pferdia.de


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Ausbildung zum PHYSIO-RIDING® Coach
Die Ausbildung des Reitlehrers hat sich in den letzten 100 Jahren den modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen über die physiologischen Vorgänge im Körper zu wenig angepasst. Der PHYSIO-RIDING® Coach ist ein innovativer Reitlehrer, der über diese Kenntnisse verfügt. Basisausbildung als Fortbildung per Fernkurs möglich.Vom Bzt e.V. zertifizierte, patentrechtlich geschützte Berufsbezeichnung.
Bitte besuchen Sie www.physio-riding.de

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Neuer Onlinekurs ab September 2013 mit Fortbildungszertifikat des PHYSIO-RIDING®
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